Es war ein König in Thule

1. Es war ein König in Thule gar treu bis an das Grab,
dem sterbend seine Buhle einen goldnen Becher gab.
Es ging ihm nichts darüber, er leert‘ ihn jeden Schmaus;
die Augen gingen ihm über, so oft er trank daraus. 

2. Und als er kam zu sterben, zählt‘ er seine Städt‘ im Reich,
gönnt‘ alles seinen Erben, den Becher nicht zugleich.
Er sass beim Königsmahle, die Ritter um ihn her,
im hohen Vätersaale, dort auf dem Schloss am Meer.

3. Dort stand der alte Zecher, trank letzte Lebensglut
und warf den heil’gen Becher hinunter in die Flut.
Er sah in stürzen, trinken und sinken tief ins Meer,
die Augen täten ihm sinken, trank nie einen Tropfen mehr.

 

(nach einer Volksweise von Ignaz Heim; Text: Johann Wolfgang Goethe)

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